Doğan Firuzbay. surface

28.02.-29.03.2015

Doğan Firuzbay (*1963, lebt und arbeitet in Luzern) entwickelt konzeptuelle und doch bildhaft poetische Installationen, die verschiedene soziologische, architektonische und künstlerische Felder eröffnen. In seiner 2014 gezeigten Installation in der Teiggi in Kriens, bilden reduzierte Zeichen und Worte ein grosses Bezugsfeld: auf die Worte „macht nichts” auf der Einladungskarte reagiert in der Ausstellung ein hinter einem Bretterzaun auf die Wand gemaltes „doch“. Je nachdem in welchem Kontext – sei es auf die Phase der künstlerischen Abstinenz oder auf einen malerischen Zusammenhang hin – lässt sich das Wortpaar neu lesen.

Im Benzeholz zeigt Doğan Firuzbay eine Fotoserie von Balkonen und Häuserfassaden, die mit Beamern grossflächig auf die Innenwände projiziert wird. Die zahllosen Bilder sind während der letzten 15 Jahre, also der Zeit seiner künstlerischen Enthaltung, beim Durchstreifen von Grossstädten geradezu unabsichtlich entstanden und zeugen dennoch von einer tiefen Auseinandersetzung mit dem Bild und dem plastischen Volumen. Die Lage und die Nutzung von Balkonen charakterisiert sie als Scharnier zwischen Innen- und Aussenraum, zwischen Privat und Öffentlich. Diese Zwitterfunktion macht sie als architektonisches und gesellschaftliches Element sehr vieldeutig lesbar.

Die Projektionen der raumhohen Gebäudefassaden von europäischen Grossstädten ergeben zusammen mit der Spiegelinstallation von Timo Müller und Michelle Kohler, welche die Fassade des Benzeholzes verkleidet, eine absurde Situation der Umstülpung von Innen und Aussen, von Absenz und Präsenz. In der Präsentation als Mehrfach-Projektionen entsteht durch den Multiplikationsfaktor im Innenraum vom Benzeholz eine Art Kaleidoskop, in dem die Formen der Bilder in ihrer Sequenzierung und Wiederholung gesteigert werden.

Die Bilder von Balkonen oder Häuserfassaden sind mehr als ein architektonisches Element, sie eröffnen durch ihre Perspektive, den Ausschnitt oder die Wiederholung malerische und plastische Momente. Hier wird die Auseinandersetzung des Künstlers mit der ungegenständlichen Malerei deutlich, insbesondere dem Suprematismus von Kasimir Malewitsch und dessen Weiterführung in der Plastik von El Lissitzky und den russisch-futuristischen Architekturen.

Charakteristisch für das Werk von Firuzbay ist, dass er von realen Situationen, Anlagen oder Begriffen ausgeht und diese in ein abstraktes, kunsthistorisches Beziehungsfeld führt, um von dieser geistigen Ebene nochmals einen erfrischenden Blick auf das Profane zu werfen oder umgekehrt.

Text: Annamira Jochim
Bilder: Ralph Kühne