Franziska Furrer / Monika Müller

12.06.-11.07.2010

Auf je unterschiedliche Weise bewegen sich die Werke von Franziska Furrer und Monika Müller zwischen organisch gewachsenen Strukturen und konstruierten Situationen. Werden in der Arbeit von Monika Müller wilde Landschaften mit einem System von Schraffuren, Umrissen und Flächen konfrontiert, so erzeugt Franziska Furrer in der unendlichen Anhäufung von maschinell produzierten Elementen natürliche und organisch wirkende Formen.
Im Aussenraum ist zeitgleich eine Installation von Anastasia Katsidis zu sehen.

Die Landschaftszeichnungen von Monika Müller aus Grafit auf weiss grundierten MDF-Platten eröffnen Räume, die betreten werden könnten und doch bleibt das Terrain wage. Einzelne weiss belassene Ebenen schälen sich gleich einem festen Boden aus den felsigen Abhängen und den in die Tiefe stürzenden Schluchten und Gräben heraus. Für das Benzeholz hat Monika Müller eine neue Zeichnungsserie geschaffen, die mit dem Motiv des Staudamms ganz spezifisch das Eindämmen von Natur, den Widerstreit zwischen unüberschaubarer Weite und idealisierter, konstruierter Natur aufgreift. Eine weitere Arbeit zeigt Verzweigungen wie von einer Baumkrone oder einer Flusslandschaft oder gar von Gesteinsadern, auf transparentem Papier gedruckt. Sie werden mit dem dreidimensionalen Schriftzug „Blendende Aussichten“ kombiniert, welcher in seiner geschwungenen Form mit den Höhen und Tiefen bereits ein Moment von Landschaft birgt. Doch welche Aussicht oder welcher Blickwinkel sind gemeint?


Für ihre künstlerische Arbeit greift Franziska Furrer alltägliche Gebrauchsmaterialien wie Stecknadeln, Zahnstocher, Wollgarn, Klebestreifen auf und erzeugt daraus faszinierende, fragile Objekte. Sie geht den Dingen auf den Grund und vollzieht buchstäblich einen Akt des Begreifens, indem sie in repetitiven Bewegungen das Material immer wieder in die Hand nimmt, nebeneinander reiht und übereinander schichtet. Die Zeit und der Aufwand, welche für das Entstehen der Konglomerate notwendig sind, werden in den Objekten geradezu gespeichert. Meist entstehen aus der Anhäufung von regelmässigen, maschinell hergestellten Materialien neue Strukturen, die organischen Formen oder gar natürlich gewachsenen Elementen gleichen. Auf diese Weise führt die Künstlerin die Materialien aus ihrem fertigen Zustand in einen Prozess des Werdens über. In ihrer Performance am 26. Juni wird die Künstlerin zum ersten Mal einen Einblick in ihren Arbeitsprozess geben und einen Bruchteil ihres wiederholenden Akts, das Aufdröseln und Schichten, dem Publikum öffnen.

Nebst der Ausstellung ist im Aussenraum den Sommer über die Installation „Armbrust“ von Anastasia Katsidis zu sehen. Eine überdimensionierte Wurfmaschine nach dem Vorbild von Leonardo da Vinci wird in die Szenerie des Vierwalstädtersees platziert. Von der Künstlerin mit ihrem charakteristischen Element des Abflussentstopfers aus rotem Kunststoff umfunktioniert, eröffnet die Installation ein Spannungsfeld zwischen Geschichte und Aktualität, zwischen Funktionalität und Fiktion.

Text: Annamira Jochim
Bilder: Ralph Kühne