Anton Egloff / Sandra Ulloni. res mundi

03.03.-01.04.2012

In der Ausstellung „res mundi“ trifft das noch junge Werk von Sandra Ulloni (* 1979 in Luzern) auf den seit den 1960er Jahren gewachsenen Werkkomplex von Anton Egloff (* 1933 in Wettingen). Den beiden in Luzern lebenden Künstlern ist das Befragen und Erkunden von Ordnungen und Systemen gemeinsam. Mit dem Auslegen von Objekten entwickeln sie ein Umfeld, in dem sich verschiedene Bezugspunkte immer wieder neu erschliessen lassen. Modellhaft setzen sie sich mit der realen Welt auseinander, erzeugen aber auch Gedankenräume, die darüber hinausweisen.

Anordnungen von sich wiederholenden bzw. ähnlichen Objekten charakterisieren das Werk von Anton Egloff. So können die Bronzeknäuel aus „Modelsystem“ 1985/92auf dem Boden ausgebreitet oder auf Vorrichtungen befestigt werden; verschiedenartig eingekerbte Balken aus „Etoiles Filantes“ 1997/2002 können an die Wand gelehnt oder im Raum schwebend aufgehängt werden. Mit der Abkehr von einer in sich geschlossenen Skulptur hin zu offenen Werksystemen bezieht sich Egloff auf Positionen der 1960er und 70er Jahre, entwickelt aber im Spannungsfeld zwischen Minimal Art und Arte Povera eine eigene Sprache. Im „Denken mit den Händen“, wie der Künstler seine Arbeitsweise nennt, entsteht ein Formungsprozess, der sich am traditionellen Handwerk anlehnt, aber über konzeptuelle Ideen zu neuen Möglichkeiten findet. Im Benzeholz sind neben Objekten auch Zeichnungen zu sehen, die sich mit dem Boden als Grund, auf dem wir stehen und uns bewegen, auseinandersetzen.

Sandra Ulloni begibt sich mit gefundenen – ein Praliné-Papier, ein rosaroter Plastiksack, Zucker – sowie selbst hergestellten Objekten auf künstlerische Entdeckungsreise, welche sie auch mit „Feldforschung“ bezeichnet hat. Zum Herstellen ihrer Objekte greift die Künstlerin einerseits auf einfache archaische Methoden zurück wie das Kneten von Ton und Fimo oder sie entwickelt eine Technik zum Spritzen von Farbe. Andererseits nimmt sie traditionelle handwerkliche Verfahren wie das Polieren mit Schellack, das für antike Möbel und Flügel verwendet wurde, auf und setzt sie zweckentfremdet in einen neuen Kontext. Durch ihre Lust und Neugier dem Material gegenüber entstehen unvorhersehbare Objekte, die dem Betrachter als Kuriositäten erscheinen, egal ob sie aus leichtem, alltäglichem Material oder einem kostbaren und aufwendigen Herstellungsprozess entsprungen sind. Mit dem Verweis auf barocke Wunderkammern und bürgerliche Studierzimmer stellt die Künstlerin ihre Prototypen, Modelle und Sammelstücke in einen historischen Kontext und eröffnet zugleich durch die Kombinationsfreiheit eine vielschichtige Gedankenwelt.

Text: Annamira Jochim
Bilder: Ralph Kühne