DUELL. Riddley. How does one make fire again?

22.08.-20.09.2020

DUELL nennt sich das Kollektiv von Amélie Bodenmann und Olivia Abächerli. Die beiden Künstlerinnen haben sich während ihrem Studium an der Kunsthochschule in Bern kennengelernt. Sie duellieren sich im Balanceakt zwischen Material und Konzept, stellen ihre Arbeitsweise in Frage und überschreiten dadurch ihre künstlerischen Grenzen. Neben ihren gemeinsamen Projekten arbeitet jede auch für sich. Landschaft in ihrer gesellschaftlichen Bedingtheit ist Ausgangspunkt, um ihrem Interesse für Orte und Geschichten nachzugehen.

Im Benzeholz installieren die Künstlerinnen über drei Stockwerke ein Setting zwischen wissenschaftlicher Versuchsanordnung und fiktiver Landschaft. In Vitrinen sind Elektronik-Bauteile in sandigen oder aus Plastilin geformten Böden drapiert. Die Anlagen zeigen rätselhaft, bevölkerte Ödnis, noch nicht bewachsene oder bereits verlassene Kulturen. Die hier gezeigte Miniaturwelt wird im Dachstock von einer begehbaren Landschaft abgelöst, in der analog zu archäologischen Ausgrabungen Felder mit Objekten abgesteckt sind. Was ist das für eine Welt? Welcher Zeit sind die Objekte zuzuordnen?

Die Romanfigur Riddley, die sich 2000 Jahre nach einem Atomkrieg auf die Suche nach Werkzeugen macht, dafür teilweise archäologische Fundstücke einschmelzt und neu in Form bringt, taucht ziemlich frei interpretiert als Soundteppich in Mundart oder als englischer Text im Video auf. Auf dem Bildschirm ist eine menschliche Figur zu sehen, die seltsam geformte Objekte gleich Wort- oder Erinnerungsfetzen ausspuckt. Mittelalterliche Abbildungen von Hexenaustreibungen kommen in den Sinn, aber auch Fragen nach dem Verständnis von Lauten und Formen. Sowohl hier als auch in den grossformatigen Videoprojektionen verschwinden die menschlichen Gesichtszüge hinter masken- oder schildartigen Objekten. Amorphe, von Drähten durchbohrte Objekte begegnen menschlichen Körperformen, organische Motive mischen sich mit technischen, fiktive mit haptisch greifbaren Momenten und erzeugen eine Ambivalenz.

Wie kann es sein, dass in einer hochtechnisierten Welt, Menschen sich nicht mehr daran erinnern, wie Feuer gemacht wird? Was wäre, wenn die Erde in der Zukunft wieder archaisch wird, eine grosse Wüste, aller Ressourcen entleert? Die Künstlerinnen stellen die linearen zeitlichen und räumlichen Verhältnisse in Frage. Gestern wird Morgen und Mikro wird Makro. Dabei vermengt sich ethnologische und archäologische Ästhetik mit Science-Fiction-Bildsprachen. Der traditionellen Geschichtsschreibung werden diverse Mythologien und kritische Vorstellungen entgegengesetzt.

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Text: Annamira Jochim
Bilder: Ralph Kühne