Samuli Blatter. zwischen raum

21.04.-20.05.2012

Der in Luzern lebende Künstler Samuli Blatter (*1986 in Finnland) zeigt in der Einzelausstellung im Benzeholz die Vielfalt seines zeichnerischen Werkes, das von Zeichnungsserien in Büchern oder auf einfachem Papier bis hin zu grossformatigen Zeichnungen und dreidimensionalen Arbeiten aus Graphit reicht.

Charakteristisch für sein Werk ist das Arbeiten in Serien. Die Zeichnung wird so zu einem fortlaufenden Ereignis, deren Motive sich aber nicht linear sondern clusterartig in verschiedene Richtungen ausbreiten, verschwinden und wieder auftauchen. In dieser gerichteten und gleichsam vagabundierenden Folge gleicht die Zeichnung dem Denken, dem der Künstler in der am Fumetto 2011 ausgestellten Serie „Im Gedankengang“ besondere Referenz erweist. Wuchernde organische oder flächig malerische Momente treffen auf strenge, lineare Kompositionen. Mittels kontrastierender Elemente versetzt Samuli Blatter die Zeichnung in einen ungewissen Schwebezustand und lässt verschiedene Bildinterpretationen offen.

Darüber hinaus durchzieht das Erkunden von Raum – topologischer, architektonischer oder gedanklicher Art – das Schaffen von Samuli Blatter. Im Benzeholz wird der Künstler seine neu entstandene Serie „Rûm“ zeigen. Der mittelhochdeutsche Begriff steht für „das nicht ausgefüllte“ oder für „leerer Platz“ und beschreibt einen wichtigen Aspekt der Zeichnung: Das, was sich zwischen den Linien entfaltet. Blatter bezeichnet die Linien auch als Membran, welche zugleich Räume begrenzt und durchlässig macht. Der Zwischenraum, aber auch die Unmöglichkeit, sich zwischen zwei Räumen zu befinden, wie es im Ausstellungstitel suggeriert wird, zeugen von der Möglichkeit der Zeichnung gedankliche Räume zu eröffnen. Gerade diese Beziehung zwischen der dreidimensionalen Welt und der zweidimensionalen Zeichnung fasziniert den Künstler, da sich durch den Dimensionensprung beim Zeichnen immer wieder unerwartete Räume auftun.

Im Erdgeschoss und im Dachstock greifen die Werke von Samuli Blatter in den realen Raum aus. Gleich Flaggen hängen Graphitpapiere in „Niemandsland“ an der Wand und deuten auf eine territoriale Setzung, die jedoch im Titel und im zeichenlosen Schwarzgrau des Graphits hinterfragt wird. Im Dachstock ist aus schwarz gestrichenen Gipsplatten ein Geviert abgesteckt, das durch sein regelmässiges Raster an ein Koordinatensystem erinnert. Bruchstellen im System deuten auf eine Störung hin, die verschiedene Ursachen und Bilder hervorruft.

Text: Annamira Jochim