Karen Geyer / Markus Schwander. grau ton landschaft

20.04.-19.05.2013

Die beiden medial sich divergierenden Werke von Karen Geyer und Markus Schwander zeigen eine andere Seite der Berg- und Seenlandschaft, die das Benzeholz Raum für zeitgenössische Kunst Meggen umgibt. Sowohl in den durch die Klänge von Karen Geyer erzeugten Landschaftsbilder als auch in den Fotoprints aus der Serie „The Frank Slide Show“ von Markus Schwander werden die im Gestein inhärenten Kräfte sicht- und hörbar.

Markus Schwander (* 1960 in Reussbühl, lebt in Basel) arbeitet mit Übertragungen, mit verschiedenen Druck- und Abgusstechniken, besonders bekannt sind seine Kaugummi-Vergrösserungen und Abgüsse von Bananen und Vasen-Stillleben oder aber auch seine mit Kohlepapier abgepausten Bilder von Cézannes. Als Bildhauer beschäftigt er sich mit Volumen und Formen, erfindet diese durch Vergrösserungen oder Objektcollagen und verwendet verschiedene Massstäbe und Dimension. Auch die Fotoserie „The Frank Slide Show“ ist aus einem plastischen Verständnis entstanden. Gesteinsformationen und Erdstrukturen treffen aufeinander, schichten sich in- und übereinander. Hunderte von Fotografien, die Markus Schwander vor Ort im kanadischen Steinbruchgebiet gemacht hat, wurden auseinander geschnitten und wieder neu zusammengesetzt. Als Betrachter scheinen wir uns mitten in dieser Steinlandschaft zu bewegen und zugleich entzieht sie uns jede Orientierung, oben und unten sowie die Himmelsrichtungen sind ausgeblendet oder gar vertauscht. Der englische Titel könnte sich auf einen freimütigen Diavortrag beziehen, im Kontext der rollenden Steine scheint aber der Bergrutsch bei der kanadischen Gemeinde Frank in den Fotocollagen lebendig zu werden. Es ist gewissermassen so, wie wenn sich das Material noch in Bewegung finden würde und die Erdverschiebungen hörbar wären.

Die scheinbar auditive Wirkung von Markus Schwanders Bildern wird von der Soundinstallation Karen Geyers(*1976 in Konstanz, lebt in Zürich und New York) unterstrichen. Die Klangkünstlerin bringt alltägliche Objekte, präparierte und selbstgebastelte Instrumente zum Klingen. Aus der rotierenden Bewegung von Fahrradrädern, Discokugeln oder kleinen Motörchen, aus der Reibung und anderen Kräfteeinwirkungen entstehen rhythmische Klänge wie das Pochen, Sirren, Klopfen und Knattern. Es entstehen zeitliche und räumliche Überlagerungen, in denen der Zufall spielt. Gleich einem Orchester verbindet die Künstlerin die verschiedenen Klänge zu einem räumlichen Ganzen. Aus sieben Soundinstallationen, die Karen Geyer Anfang Jahr in einer umfassenden Einzelausstellung in der Kunsthalle Wilhelmshaven gezeigt hat, ist im Benzeholz nun eine Auswahl von vier Stationen zu sehen und hören, die an die Räumlichkeiten angepasst wurden. Sie formieren sich zu einer Klanglandschaft, die je nach Standort wieder neu erfahrbar ist.

Die Landschaft, durch die sich die Besucher bewegen, ist sowohl auditiv als auch visuell anregend. Mittels Diaprojektoren werfen die einfachen und gewöhnlichen Objekte grosse Schatten auf Leinwände. Lichtreflexionen und Schattenspiele lassen den Betrachter in eine wundersame Bilderwelt eintauchen.

Text: Annamira Jochim
Bilder: Ralph Kühne