Schirin Kretschmann / Maria Zraggen. farbexplorationen

02.06.-01.07.2012

Die Ausstellung „farbexplorationen“ erkundet die Malerei unter erweiterten Vorzeichen und befragt die Farbe nach ihren Möglichkeiten. Die Werke von Maria Zgraggen und Schirin Kretschmann bringen zur Diskussion, welche Wirkungen Farbe jenseits einer abbildenden Funktion hervorbringen kann. Wie wird das Flüchtige und Unfassbare in Form gebracht? Wie lösen Farbmanifestationen Bewegung oder einen performativen Prozess aus?

Impulsive Farbzonen und Farbereignisse treten dem Betrachter der Leinwände von Maria Zgraggen (*1957 in Schattdorf, lebt in Bürglen) entgegen. Flüssige und trockene Farbspuren kommen nebeneinander zu stehen, Farben durchdringen und überlagern sich. Die Schichtung bringt neben der räumlichen Verdichtung auch den zeitlichen Aspekt auf. Die Erschliessung der Bilder braucht Zeit so wie die Herstellung über Monate andauern kann. Die Künstlerin wendet sich ihren Bildern immer wieder zu, bis jeder Pinselstrich und jeder Fleck unverrückbar erscheinen, auch wenn die gesetzten Farbspuren ein bewegtes Ganzes bilden. Das Wechselspiel von Raum und Farbe, welches die Künstlerin in der Malerei interessiert, wird in ihren Objekten und Installationen noch weiter getrieben. In den begehbaren Räumen ereignen sich die Kompositionen in der Bewegung des Betrachters. Jeder Standort eröffnet einen weiteren Blickpunkt und lässt ein neues Bild entstehen.

Wird in den Werken von Maria Zgraggen der Farbträger und die Raumwirkung befragt, nimmt sich Schirin Kretschmann (*1980 in Karlsruhe, lebt in Basel und Berlin) der Farbe als Material und Medium einer konzeptuellen und performativen Handlung an. In ihren Arbeiten entstehen malerische Konstellationen aus der Handhabung alltäglicher Elemente wie etwa Speiseeis, Schuhcreme, Fahrzeugen oder Plastikfolien. Die in „Zuli“ auf dem Boden ausgebreiteten Farbbahnen greifen in ihrer Strukturierung durch die Dachlatten die Frage nach der Möglichkeit eines Pinselstrichs mit einer nichtflüssigen Farbe auf. Zugleich erstreckt sich die Komposition über den Boden und lässt den Blick auf die Wand frei, sodass das Augenmerk auf die rechteckigen Aussparungen der rückgebauten Fenster fällt. Diese nehmen die Beziehung zwischen Innen und Aussen, Gestern und Heute sowie zwischen Bild und Welt auf.

Im Nebeneinander der beiden Positionen thematisiert die Ausstellung das Medium der Malerei und deren Bedingungen. Die Malerei wandert von der Wand auf den Boden in den Raum und konfrontiert den Betrachter mit einer impulsiven Farbwelt sowie mit konzeptuellen und medialen Fragen.

Text: Annamira Jochim
Bilder: Ralph Kühne